Kinder brauchen biblische Geschichten
Viele Erwachsene erinnern sich an eine ganze Reihe biblischer Geschichten, obwohl sie lange schon nicht mehr in der Bibel gelesen haben oder im Gottesdienst waren. Dass die Geschichten dennoch in der Erinnerung sind, zeigt, dass es einfach spannende Geschichten sind, die uns irgendwann einmal beeindruckt haben.
In der Bibel erzählen Menschen, was sie mit Gott erlebt haben, und zwar nicht als Tatsachenbericht, sondern zutiefst bewegt und begeistert. Indem wir beim Hören der Geschichten miterleben, wie die Begegnung mit Gott das Leben von Menschen verändert hat, können wir eine Ahnung davon gewinnen, wie Gott auch unser Leben verändern kann.
Auch wenn man selbst nicht religiös ist, sind biblische Geschichten immer noch ein wichtiger Teil unserer Kultur, ohne den wir viele Aspekte unseres Alltags, unserer Feste, der Kunst usw. nicht verstehen können. Die Kenntnis biblischer Geschichten kann man unter diesem Aspekt nur als Bereicherung verstehen.
Das Erzählen von Geschichten, auch von biblischen Geschichten, lebt von der Erzählsituation. Kinder erleben beim Erzählen von Geschichten, dass ein Erwachsener Zeit für sie hat und dass man miteinander ins Gespräch kommt. Zwischen dem Erzähler und dem Zuhörer entsteht dabei ein Kontakt, der ein Gemeinschaftsgefühl und Geborgenheit vermittelt und eine harmonische Atmosphäre schafft. Allein das ist für Kinder schon wertvoll. Dabei ist gar nicht so entscheidend, welche Geschichte dann erzählt wird.
Vielen ist der Titel des Buches von Bruno Bettelheim bekannt: "Kinder brauchen Märchen". Bei aller Umstrittenheit von Bettelheim stimmt diese Feststellung immer noch. Mit Märchen kann man Kindern ein Stück Lebenshilfe geben, Mut und Hoffnung. Das liegt daran, dass im Märchen immer der siegt, der am Anfang klein, unterdrückt und schwach war. Er steht vor Herausforderungen, die er meistern muss, und das schafft er dann auch - mit List, Stärke, Schlauheit, Demut usw. Das Märchen macht deutlich: Es gibt im Leben Probleme und Konflikte, aber man kann sie überwinden. Das beim Erzählen mitzuerleben, indem sie sich mit den Helden der Geschichten identifizieren, macht den Kindern Mut im Umgang mit ihren eigenen Erfahrungen.
Viele biblische Geschichten unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum von Märchen. Sie bearbeiten im Besonderen existentielle Konflikte, die auch in der Lebenswelt von Kindern vorkommen. Zu erinnern ist dabei zum Beispiel an die Erzählung von David und Goliath, die das Thema "Klein und Groß" bearbeitet, oder an die Geschichte von Josef, in der Geschwisterkonflikte eine besondere Rolle spielen. Auch diese Geschichten enden, um mit der Sprache der Märchen zu sprechen, meistens gut, allerdings nicht nur durch den persönlichen Einsatz der Helden, sondern durch das Mitgehen Gottes.
Es gibt einen weiteren Grund, der biblische Geschichten besonders wertvoll macht: Menschen kommen dadurch zum Glauben, dass sie immer mehr von Gott hören - und nicht durch plötzliche innere Erlebnisse oder tiefere Einsicht in die Umwelt.
Besonders viel über Gott und Jesus Christus kann man dabei aus der biblischen Überlieferung lernen. Deshalb sind Kinder in der Entwicklung ihres Glaubens auf Bibelgeschichten angewiesen.
Doch aus welcher Kinderbibel soll man vorlesen, welche Bilder soll man gemeinsam betrachten? Wichtig ist hier vielleicht weniger, was man objektiv zu einzelnen Ausgaben sagen kann, als der eigene Eindruck von den Büchern. Die Bibel, die mich anspricht, mit der kann ich als Mutter oder Vater bestimmt besser umgehen als mit einer anderen, zu der ich keinen Zugang bekommen.
Trotzdem sollen hier ein paar Kinderbibeln vorgestellt werden, um die Auswahl zu erleichtern.