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Taizé-Gebet

Immer am 4. Freitag im Monat um 19.30 Uhr laden wir ein zum Taizé-Gebet ins Ehrenbacher Türmchen.

Gemeinsam singen wir Gesänge, die in Taizé (siehe unten) ihren Ursprung haben. Dazwischen hören wir auf biblische Worte, teilen das Licht der Osterkerze miteinander, feiern gemeinsam Abendmahl und halten Fürbitte.

Dabei lassen wir uns leiten von den jeweiligen Wochentexten.

Meine Erfahrungen in Taizé

(c) Kirchengemeinde/Grafik: König

Im Oktober 2016 war ich gemeinsam mit einer kleinen Gruppe unserer Kirchengemeinde für eine Woche in Taizé.

Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich Taizé nur von den Erzählungen meiner Schwester, die schon öfter im Sommer dort war und die Zeit immer sehr genießen konnte. Eigentlich hatte ich keine wirkliche Vorstellung davon, was mich in der Woche erwarten würde. Das einzige, was ich wusste war, dass Taizé eine ökumenische Gemeinde in Frankreich ist, zu der jedes Jahr sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene aus verschiedensten Ländern reisen, um dort miteinander Gemeinschaft zu haben. Aber nach der Woche habe ich herausgefunden, dass Taizé weitaus mehr als nur das ist!

Weil wir im Oktober angereist sind, war es doch schon relativ kalt zu der Zeit und den meisten Platz in unseren Taschen nahmen wahrscheinlich die Pullis, Kuscheldecken und der Wasserkocher ein - der für einen heißen Tee auf keinen Fall fehlen durfte!

In Taizé gibt es nämlich als Besucher vor Ort zwei Möglichkeiten der Unterkunft: Entweder man schläft in „Baracken“ oder eben in einem mitgebrachten Zelt. Und wir haben uns für die – wie ich finde etwas coolere und auf jeden Fall abenteuerlichere – Variante mit dem Zelt entschieden. Auch, wenn diese Entscheidung dazu führte, dass wir früher oder später alle ein wenig erkältet waren, aber das war es auf jeden Fall wert.

Als wir in Taizé ankamen, wurde uns zunächst alles Wichtige erklärt und unser Zeltplatz zugeteilt. Wir haben gemeinsam das Zelt aufgebaut, wobei wir zuerst einmal feststellen mussten, dass eine Stange an einer Stelle kaputt war.

Soweit ich mich noch erinnern kann, kamen wir zur Nachmittagszeit an und haben so direkt die erste Tee-Zeit mitbekommen. Als Nachmittags-Snack gibt es dort immer ein kleines Stück Kuchen oder ein Plätzchen und Tee, den man sich von dem Essens-Team abholen kann.

Da wir im Herbst da waren, war der Andrang angeblich vergleichsweise gar nicht so groß, wobei er sich trotzdem über die Hälfte des Hauptplatzes erstreckte.

Morgens, mittags und abends findet in Taizé ein gemeinsames Gebet in der großen Kirche statt. In der Mitte der Kirche gibt es einen Gang, in dem die Brüder sitzen. Sie sind alle unterschiedlicher Herkunft, manche von ihnen sind evangelisch und andere katholisch.

Etwas sehr typisches für Taizé ist, dass man dort in der Kirche nicht auf Stühlen oder Bänken, sondern auf dem Boden oder auf Gebetshockern sitzt. Das bringt eine sehr gemütliche Atmosphäre in den Raum, in der ich mich schnell wohlgefühlt habe. – Fast schon ein bisschen wie zu Hause.

Im Laufe des Gebets gibt es auch eine Zeit der Stille, die ca. zehn Minuten lang geht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie komisch das für mich im ersten Moment war. Die gesamte Kirche, die bis kurz zuvor noch von den ruhigen Gesängen Tausender Stimmen erfüllt war, verharrte im Augenblick. Anfangs wusste ich nicht ganz damit umzugehen, doch nach einer Weile konnte ich diese Zeit einfach genießen. Sie war eine Zeit des Gebets, der Ruhe und auch einfach mal eine Zeit, in der für einen Moment die Welt still stand.

Wie oft wünscht man sich so etwas? Einfach mal einen Moment, in dem man abschalten kann. Einen Moment, in dem man von nichts gestört wird, in dem man keinen Arbeitsauftrag im Hinterkopf hat, den man noch abgeben muss, in dem man keinen Druck hat, jemanden auf eine Nachricht zu antworten. Einen Moment, in dem man alleine ist, aber doch die Sicherheit hat, dass jemand bei einem ist. Ein Gefühl, das  verbindet. Das stärkt. Und das gut tut.

Nach dem offiziellen Part des Gebets bin ich oft gemeinsam mit Vera noch lange in der Kirche geblieben, um weiter zu singen, bis in die Nacht hinein.

Etwas sehr besonderes in Taizé sind die Lichterfeiern. Sie finden unter anderem dann statt, wenn ein neuer Bruder aufgenommen wird. Während unserer gesamten Zeit hatten wir das Glück, gleich bei drei Lichterfeiern dabei zu sein.

Beim Eintreten in die Kirche bekommt an solchen Abenden jeder eine Kerze. Im Laufe des Gottesdienstes wird während eines Liedes von einer Kerze ausgehend das Licht dieser in den gesamten Raum weitergegeben, bis jeder eine brennende Kerze in den Händen hält. Das ist ein sehr besonderer Moment gewesen, jedes der drei Male.

 

„Jésus le Christ, lumière intérieure. Ne laisse pas les ténèbres me parler.” - „Christus, dein Licht verklärt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht. Christus, dein Licht erstrahlt auf der Erde und du sagst uns: auch ihr seid das Licht.“

 

Eine weitere Sache an Taizé, die mich sehr beeindruckt hat, ist die Art und Weise, miteinander umzugehen. Innerhalb von Bibelgruppen, denen man je nach Sprache zugeteilt wird, ist das wichtigste, gemeinsam Zeit zu verbringen, sich untereinander auszutauschen und so etwas Neues über die Bibel und über Gott zu lernen.

Oft haben wir gemeinsam Karten gespielt oder mit der Begleitung einer Ukulele, die einer aus unserer Gruppe mitgebracht hatte, gesungen.

Mir tat es gut, einfach mal eine Woche lang das Handy beiseite zu legen und mich auf das ziemlich einfache Leben dort einzulassen. Einfach ist das Leben dort in vielerlei Hinsicht - ob es sich auf das Schlafen in einem Zelt, das gemeinsame Putzen zu umgedichteten Abba-Liedern, das gemeinsame Sitzen auf dem Boden, die Zeit ohne Handy oder das Frühstück bezieht, das aus einem Brötchen, zwei Stücken Schokolade, einer tief gefrorenen Butter und einem Becher mit Kakao oder Tee besteht.

Mir persönlich hat die Zeit in Taizé sehr viel gebracht und gezeigt, wie wichtig es ist, manchmal von bestimmten Dingen in unserem Alltag Abstand zu nehmen, um dabei uns selbst wieder näher zu kommen. Vielleicht aber auch, um Gott näher zu kommen.

Denn wo ein oder zwei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Ich könnte noch so viel mehr über meine Zeit in Taizé erzählen, von so vielen schönen und bewegenden Momenten, die ich alle in einer doch so kurzen Zeit erlebt habe. Aber ich glaube, am schönsten ist es, wenn man seine eigenen Erfahrungen in Taizé macht. Ich kann es auf jeden Fall nur empfehlen, einmal selbst hin zu fahren und das Leben dort kennenzulernen!

M. Seelgen

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